La Coruña
Die enge südländische Basarstraße war angefüllt von
Menschen. Touristen, die in der Mittagssonne im
legären Outfit flanierten. Einheimische, die ihre
Waren darboten. Kinder, die mit leuchtenden Augen
und leicht rötlich-sonnenverbrannter Haut aufgeregt
von einem Stand zum andern liefen.
Dein Haar war zu einem kleinen Pferdeschwanz
zusammen gebunden, der sich im Rythmus deiner
Schritte locker hin und her wiegte. Selbstsicher,
ruhevoll, genussvoll – genießend das Treiben der
Menschen umher, schrittst du in Deinem weißen
Sommerkleid vor mir her.
»La Coruña«, das Straßencafé – eines von vielen in
der Reihe dort, lud Dich ein zu verweilen.
Frisches Mineralwasser brachte der Kellner dir –
garniert mit einer Scheibe Zitrone, die prickelnd auf
und ab schwamm. Kühl und erfrischend rannen
Tauperlen hinab an den Wänden des Glases –
trotzend der heiß brennenden Sonne.
Einen Moment nur – einen Augenblick lang,
schautest Du den kleinen Bläschen im Wasserglas zu
und schautest – erstaunt.
Ein feiner weißer, doch unsichtbarer Schleier wie
einer kleinen Wolke berührte – begrüßte Dich.
Du selbst nahmst mich wahr – überrascht doch
sichtlich erfreut, tauchtest Du ein, in den Flug des
Schleiers. Ich lud Dich ein: zu einem kleinen Ausflug
mit mir. Der Tanz weißer Energien begann.
Entlang der Zeitachse flogen wir hinaus, in den
Quarder des Raums. Unsere Seelen glitten: sich
kreisend, rotierend, drehend-verschmolzen
einander.
Nebelig weiß noch erschien uns der Raum umher –
durchzogen von Farben pastellartiger Töne. Farben
des Lichts, eines Regenbogens gleich.
Die Zeit: da unten, stand still. Für Nun – für diesen
Augenblick; der Zeit unseres Seins. Unendlich lang!
Uns völlig bewusst!
Wir verließen den Raum der Farben. Schwebten
seelentanzend dem hellblauen Himmel empor:
nun war das Bild klar, dass sich uns bot! Gefühle,
luftig und weit – unbeschreibbare Freiheit!
Ich blickte hinunter auf »La Coruña« – auf die
Menschen, auf Dich. Du saßst dort, am Tisch des
Cafés und schautest aufs Glas.
Wir waren hier. Gemeinsam Eins: eine feine kleine
Wolke am Himmel. Unendlich erschien uns die Weite.
Spielerisch leicht breiteten wir uns aus. Wir ließen
uns treiben. Hinaus, um dann – einfach nur so…
hinabzustürzen, auf das Meer, das sich unter uns bot.
Kühl, erfrischend nahm es uns auf! Teil zu sein, seiner
oberen Fläche – Teil seiner selbst. Teil dieses Meeres:
zu Wasser im Licht der Sonne, die in gleich tausenden,
funkelnden Diamanten sich brach. Zu Millionen
von Farben, weiß-glänzend in uns.
Kraftvoll – Gedanken, Gefühle der Liebe, Leidenschaft…
brachte die Nacht und spülte uns an.
An den Strand der Zweisamkeit.
Ein Feuer entfacht in unserem Herzen – wir saßen
dort, romantisch am Strand. Sternklarer Himmel,
Nacht über uns – lodernde Flammen – Funken umher.
Wir waren es selbst: das Feuer, die Kraft! –
Hell leuchtend weit in die Nacht!
Sodann wurde es Tag, als die Glut verklomm.
Wir legten uns nieder, hinab in den Sand. Und sahen
nun, ach, wie die Sonne uns brannt. Selbst ein Teil
dessen, der Körner am Strand, war’n wir geworden.
Klein, körnig, doch unsagbar weit. Erschien die Erde
uns unfassbar breit.
Der Himmel, so hoch! Die Wolken so fern!
Das Wasser so kraftvoll, die Luft trug uns fort.
Zurück an den Platz: »La Coruña«.
Und sie schaute aufs Glas –
den kleinen lustigen Luftperlen zu. Sie tanzten umher,
glitzerten sanft, lichtvoll in den Farben der Sonne.
*
Montag, 2. August 2004
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